#WMDEDGT 08/23

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Es ist wieder der 5. des neuen Monats und Frau Brüllen fragt #WMDEDGT, also „Was machst du eigentlich den ganzen Tag?“

Ich wache nach einem tiefen, traumlosen Schlaf nicht in meinem eigenen Bett auf, sondern in einem kleinen Zimmer, neben mir im Bett die Krautundrüben-Schwester, vor mir ein Kleiderständer, der mit Hosen, Jacken und T-Shirts drapiert ist. Ich öffne die Türe des kleinen Appartements, die geradewegs ins Freie auf die Terrasse führt. Es regnet noch immer ausgiebig. Die Berge verstecken sich unter dicken Wolken und Nebel steigt von der Soca auf. Unsere Wanderstöcke lehnen an den Stühlen, an einen Morgenkaffee im Freien ist nicht zu denken.

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Wir haben bereits am Vortag beschlossen, dass wir unsere Wanderung mit der Etappe 24 des Alpe-Adria-Trails in Bovec in Slowenien abbrechen. Nach den großen Regenmengen am Vortag, wo wir entlang der reißenden Soca von Trenta nach Bovec wanderten, sind unsere Bergschuhe noch immer dementsprechend durchnässt. Abgesehen davon ist im gesamten Land der Notstand ausgerufen, da es in weiten Teilen Sloweniens massive Überschwemmungen und Unwetterschäden gibt, wo alle Hilfskräfte dringend gebraucht werden. Folglich soll man auf Freizeitaktivitäten verzichten, was wir als verantwortungsbewusste Wanderinnen selbstverständlich befolgen möchten.

Die Soca nach anhaltenden Regenfällen
Uferwechsel über eine der vielen Hängebrücken
Auf der Etappe 24 des Alpe-Adria-Trails in Slowenien

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Ich sammle meine vom Regen feuchten Wanderklamotten vom Kleiderständer ein und stopfe sie in einen Plastiksack. Ebenso werden die vor Nässe triefenden Bergschuhe in einen dicken Plastiksack verfrachtet und alles in den Rucksack geschichtet. Ich bin froh über meine restliche trockene Kleidung, die zwar farblich wenig abgestimmt ist, und mich eher wie einen bunten Vogel aussehen lässt. Die Krautundrüben-Schwester ist bereit für den Aufbruch und wartet ungeduldig auf mich. Den Gang zum Hotel der beiden Wanderfreundinnen legen wir durch strömenden Regen im Laufschritt zurück. Im Hotel gönnen wir uns noch gemeinsam mit den beiden Wanderfreundinnen ein ausgiebiges Frühstück und bedauern den frühzeitigen Abbruch des Trails.

Der Abbruch des Trails wegen Unwettergefahr ist beschlossene Sache

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Pünktlich um halb 10 werden wir von unserem bestellten Taxi abgeholt. Mika, unser Fahrer, ein sehr sportlicher junger Slowene, berichtet uns in perfektem Englisch über die Auswirkungen dieser Wetterkatastrophe in Slowenien. Er selbst arbeitet in einer kleinen Agentur, die nicht nur Taxifahrten durchführt, sondern auch geführte Wander- und Bergtouren in der Region Socatal. Nach ca. eineinhalb Stunden sind wir am Ausgangspunkt unserer Wanderung bei unserem Auto angelangt und treten an diesem staulastigen Samstag im August die Heimreise an.

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Es gibt strömenden Regen, viel Verkehr, immer wieder Stau und Unfälle. Zu Hause angekommen überrascht uns Herr Krautundrübe mit einer Lasagne. Bevor die Damen die Weiterreise antreten, wird noch viel gelacht und Running Gags ausgetauscht, damit unsere Wanderung auch nicht so bald vergessen wird.

Es regnet anhaltend, auch bei uns ist die Hochwasserlage prekär mit einem steigenden Pegel für unseren Hausbach, was mir Unbehagen bereitet. Ich bemerke, dass wir uns während unserer Wanderschaft, innerhalb unseres Horizonts, nie in Gefahr wähnen, dass Zweifel und Unsicherheit erst durch die vermehrten Nachrichten eintreten. Nichtsdestotrotz schalte ich den Fernseher ein, um mir das Ausmaß der Regen-Katastrophe in der Nachrichtensendung vor Augen zu führen.

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Nachdem Herr Krautundrübe und der Pubertier zu einem Fußballmatch gehen ( – ja es ist verrückt, aber mir wird erklärt, dass das Fußballfeld mit einer Drainage ausgestattet ist, die das Regenwasser so ableitet, dass Fußballspielen immer möglich ist – auch wenn nur wenige Kilometer entfernt „Land unter“ ist) und der Krautundrüben-Sohn zu einer Feier geht, beschließe ich, es mir daheim gemütlich zu machen. Im Fernsehen steht „Pretty Woman“ auf dem Programm, auf das ich allerdings wenig Lust habe, und zappe mich durch die Programme, bis ich bei einer Doku über die deutsche Kaiserin und preußische Königin Auguste Viktoria hängen bleibe und darin versinke.  Da läutet es an der Türe, ich sehe durch das Küchenfenster die Scheinwerfer eines Autos und öffne die Tür. Die Krautundrüben-Tochter steht – gerade aus Italien angereist – mit Sack und Pack vor der Türe. Sehr überrascht über ihr spätes Kommen umarme ich sie freudig und schiebe sie und ihr Gepäck vor dem anhaltenden Regen ins Haus. Wir bereiten uns eine Jause mit aus Italien mitgebrachtem Brot, Käse und Salami, wehren uns nicht gegen das kurz aufkommende Sommerfeeling und verlieren uns in Erzählungen.

 

Frau Krautundrübe

 

 

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